Neues wagen
Selbstständiges Lernen, Experimentieren im Unterricht oder Programmiersprachen für Kinder – welche Menschen sich mit viel Pioniergeist für eine bessere Bildung eingesetzt haben.
Maria Montessori
1870-1952
Maria Montessori ist eine der bekanntesten Bildungspionierinnen. Die italienische Ärztin und Philosophin begründete die Montessori-Pädagogik, die auch heute noch in den entsprechenden Kinderhäusern und Schulen gelehrt wird. Der Fokus liegt dabei auf dem Motto „Hilf mir, es selbst zu tun“: Kinder entscheiden eigenständig, was sie lernen und welche Fähigkeiten sie üben möchten. Die Lehrperson soll den Prozess mit den passenden Arbeitsmaterialien unterstützen und so die Selbstständigkeit und Unabhängigkeit der Schülerinnen und Schüler fördern.
Wilhelm von Humboldt
1767-1835
Der Gelehrte Wilhelm von Humboldt (Illustration rechts) reformierte im 19. Jahrhundert das deutsche Bildungssystem. In seiner Position im preußischen Innenministerium ersetzte er die damals meist kirchlich geprägten Lehrkräfte durch weltliche Lehrpersonen mit staatlicher Ausbildung. Ein Novum. Auch politische und wirtschaftliche Einflüsse auf die Bildung wollte Humboldt vermeiden. Er setzte sich für einen Unterricht ein, der die jeweiligen Fähigkeiten der Schülerinnen und Schüler ausbilden und sie so zu reflektierten Menschen erziehen sollte.
Friedrich Junge
1832-1905
Friedrich Junge war Vordenker des „exemplarischen Lernens“. Zu seiner Zeit war es üblich, dass Schülerinnen und Schüler im Biologie-Unterricht Tiere und Pflanzen systematisch bestimmen. Der Lehrer und Biologe Junge ging einen Schritt weiter: Er wollte, dass die Kinder die ökologischen Beziehungen innerhalb der Natur erleben und dadurch ihre Ganzheitlichkeit besser verstehen. Bei gemeinsamen Exkursionen zu Teichen, Wiesen oder Feldern hielten sie ihre Beobachtungen genau fest und führten Experimente durch.
Georg Kerschensteiner
1854-1932
Der Mathe- und Physiklehrer Georg Kerschensteiner gilt als Vorreiter der heutigen Berufsschulen. In den von ihm etablierten Arbeitsschulen waren unter anderem Holz- und Metallwerkstätten, Schulküchen und Schulgärten zu finden. Durch die praktischen Arbeiten wollte er Werte wie Fleiß und das eigenständige Lernen der Schülerinnen und Schülern fördern. Die daran anschließende Fortbildungsschule richtete sich an junge Menschen in der Ausbildung. Dort wurden unter anderem Fächer unterrichtet, die sich an den jeweiligen Berufen orientierten.
Jane Marcet
1769-1858
Jane Marcet (Illustration) brachte mit ihrem verständlich geschriebenen Buch „Conversations of Chemistry“ unzähligen Menschen die Naturwissenschaft näher. Nach ihrem Chemiestudium Anfang des 19. Jahrhunderts veröffentlichte sie darin ihre Erkenntnisse und verschiedene Experimente. Das Besondere an dem Buch: Es ist in Dialogform geschrieben und beschreibt Unterhaltungen zwischen der Lehrerin Mrs. B. und zwei Schülerinnen. Ursprünglich richtete sich der weltweite Bestseller an Frauen, da diese zu Marcets Zeit nur wenige Chancen hatten, mehr über naturwissenschaftliche Themen zu lernen. Das wollte sie ändern.
Adolf Reichwein
1898-1944
Der Lehrer Adolf Reichwein brachte die Medienpädagogik maßgeblich auf den Weg. Mit seinem Unterricht wollte er die Schülerinnen und Schüler zur Selbstständigkeit erziehen. Um sie zum Nachdenken anzuregen, nutzte er Filme, die die Kinder anschließend unter anderem über Aufsätze, Gespräche oder Zeichnungen auswerteten. Außerdem arbeiteten sie selbst mit Kameras und lernten so die Technik kennen. Reichwein setzte sich in der Widerstandsgruppe des Kreisauer Kreises gegen das Nazi-Regime ein, weshalb er 1944 hingerichtet wurde.
Mildred Dresselhaus
1930-2017
Mit 38 Jahren wurde Mildred Dresselhaus die erste Institutsprofessorin am renommierten Massachusetts Institute of Technology (MIT). Dort beschäftigte sie sich mit Physik, Elektroingenieurwesen und Informatik – und setzte sich dafür ein, dass auch andere Frauen bessere Chancen bekamen, naturwissenschaftlich zu forschen. In den 1970er-Jahren richtete Dresselhaus deshalb Mentoring-Programme ein, um Forscherinnen zu unterstützen. Außerdem etablierte sie Workshops sowie Gruppentreffen an der Universität, um Teamarbeit und Austausch statt Konkurrenz unter den Studierenden zu fördern.
Alan Kay
*1940
Der Informatiker und Computer-Pionier Alan Kay (Illustration links) setzte sich früh dafür ein, dass Kinder den Umgang mit Computern lernen. Schon 1969 erfand er mit dem „Dynabook“ einen tragbaren Computer, den Schülerinnen und Schüler mit in den Unterricht nehmen können – den Vorgänger des Laptops. Außerdem entwickelte Kay die einfach aufgebaute Programmier- und Lernumgebung „Squeak“, mit der auch heute noch in Schulen gearbeitet wird. Mit ihr können bereits Kinder spielerisch das Programmieren lernen und eigene Simulationen oder Spiele erstellen.
Interessiert an noch mehr Pioniergeist? Die Nr. 12 unseres Bildungsmagazins sonar beschäftigt sich mit dem Thema.