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Multiprofessionalität muss sein!

Lesezeit: 2 Minuten
Vier Lernbegleiter unterhalten sich miteinander.
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Eine Gewerkschafterin, eine Schulleiterin und die Geschäftsführerin einer Privatschulgruppe haben die Ergebnisse unserer Schulleitungsbefragung „Berufsbilder in der Schule“ zum Anlass genommen, uns ihre Sicht auf Multiprofessionalität zu schildern.

Anja Bensinger-Stolze

Gewerkschafterin

„Multiprofessionelle Zusammenarbeit braucht feste Zeiten, ausreichend Räume und personelle Ressourcen. An allen drei Voraussetzungen mangelt es. Nur jede dritte Schulleitung gibt an, genug Zeit und Raum zur Verfügung zu haben. Angesichts der vielfältigen Herausforderungen müssen vielerorts Schulpsychologie und Schulsozialarbeit gestärkt, weiteres Personal für Inklusion muss eingestellt werden. Schulleitungen stehen unter hohem Druck und müssen dringend entlastet werden. Deshalb wünschen sie sich in besonders hohem Maße IT-Personal und Verwaltungsassistenz. Der eklatante Lehrkräftemangel führt dazu, dass dringend notwendige Reformvorhaben nicht umgesetzt werden können. Bund, Länder und Kommunen müssen gemeinsam viel mehr Anstrengungen unternehmen, damit Schulen das für ihre wachsenden Aufgaben nötige Personal haben. Multiprofessionelle Zusammenarbeit gehört zur zukunftsfesten Schule: Sie wirkt sich positiv auf das Wohlbefinden und die Berufszufriedenheit aus. Und – was am wichtigsten ist: Sie hilft Kindern und Jugendlichen auf ihrem Bildungs- und Lebensweg.“

Portraitfoto von Anja Bensinger-Stolze
Anja Bensinger-Stolze, Mitglied des Geschäftsführenden Vorstandes der GEW, Organisationsbereich Schule
(Foto: GEW)


Sabine Brieske

Schulleiterin

„Als Sprecherin der Europaschulen in Hessen habe ich gemerkt, wie wichtig und gewinnbringend der Blick in andere Länder ist. Ich habe dabei viele Ansätze kennen- und schätzen gelernt und versucht, möglichst viel davon in meiner Schule umzusetzen. Wir haben u.a. eine Gesundheitsfachkraft und eine Bibliotheksfachkraft. Auch für die IT-Unterstützung haben wir in der Vergangenheit jemanden einstellen können, aber das auch nur mit viel Aufwand und Kreativität. Ein Riesenwunsch von mir wäre eine MINT-Assistenz. Aber das scheitert an der Realität; solche Stellen bekommen wir nicht. Und so wird es den meisten Schulleitungen gehen, so dass solch ‚hehre Ziele‘ womöglich aufgegeben werden. Es ist ein grundsätzliches Problem: Die Organisation einer Schule in Deutschland hängt traditionell an wenigen Personen, mit geringen finanziellen und zeitlichen Ressourcen. In anderen Ländern gibt es große Verwaltungsapparate mit mehr Gestaltungsfreiheiten.Wenn wir Schulleitungen neue Berufsbilder bei uns etablieren, setzt das ein extremes zusätzliches Engagement voraus. Allein dafür, sich mit neuen Ideen auseinanderzusetzen, fehlen die Kapazitäten.“

Portraitfoto von Sabine Brieske
Sabine Brieske, Schulleiterin der Liebigschule Frankfurt am Main (Foto: Gerhard Sprankel)


Dagmar Mager

Geschäftsführerin

„Lernende, Lehrende und alle weiteren Fachkräfte begreifen wir als Lernpartner. Unser Ziel: allen bestmögliche Bedingungen für ein gemeinsames Lehren und Lernen zu geben. Multiprofessionalität ist dazu eine wesentliche Voraussetzung, denn nur so holen wir die nötigen Expertisen zu einem wirkungsvollen Gefüge zusammen. Zum Beispiel in unserem Zwei-Pädagogen-Prinzip: ein Fachlehrer plus Erzieher oder Sozialpädagoge arbeiten im Unterricht Hand in Hand, um allen Kindern gerecht zu werden. Oder IT-Support: Unsere IT-Spezialisten sorgen dafür, dass alle Beteiligten gute Arbeits- und Kommunikationsstrukturen nutzen können. Um die Brücke zwischen Technik und Pädagogik zu schlagen, bilden wir digitalaffine Pädagogen im Kollegium zu Educational Technologists fort. Für all das haben freie Schulen andere Spielräume als öffentliche. Das Wichtigste: Privatschulen sind autonom, etwa beim Personal, und können ihre Ressourcen eigenbestimmt einsetzen. Damit Eltern uns ihre Kinder anvertrauen, arbeiten wir immer daran, Bildung weiterzudenken.“

Portraitfoto von Dagmar Mager
Dagmar Mager, Geschäftsführerin Private Schule IBB gGmbH Dresden und Stellvertretende Vorsitzende im Privatschulverband Sachsen
(Foto: Toni Kretschmer)